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Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort

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Eure Diskussion über die Sprache erinnert mich an manches, worüber ich schon seeeeehr lange nachdenke – natürlich nicht kontinuierlich, aber es kommt immer mal wieder – wie auch hier, während ich Eurer Diskussion zuhörte, nein zulas – wie will ich dieses stille Mitlesen nennen, da es mir doch gleichzeitig – während des Lesens – scheint, Eure Stimmen zu hören? Freilich, es ist meine innere Stimme, die ich höre oder aber meine Vorstellung Eurer Stimmen, die ich höre, während ich lese, was Ihr schreibt…

Sprache – ist sie entstanden, als wir den Dingen Namen gaben, um sie benennen zu können, damit alle wussten, was und wer, vor allem wann gemeint war? Geschah dies, weil wir die direkte Kommunikation miteinander verlernt hatten, die in Bildern ablief und die darum viel genauer, viel schneller und viel präziser sein konnte/ist als die Sprache und entstand die Sprache vielleicht, weil diese direkte Kommunikation keine zeitliche Differenzierung kennen konnte!? Und weil den Zusammenhang der übermittelten Bilder (und damit den Zeitpuntkt der Handlung) darum nur kennen und verstehen konnte, wer das miterlebt hatte, also Außenstehende vom vollständigen Verstehen ausgeschlossen waren, mit den Bildern nichts anfangen konnten, Sprache also notwendig wurde, um wesentlich mehr Menschen an dem Geschehenen teilhaben zu lassen, was ja zum Verständnis für das heutige Handeln und das Vermeiden schädlicher Handlungen in der Zukunft führen kann und soll – und auch damals konnte und sollte.
Ist also die Entwicklung der Sprache im Grunde eine solche Informations-Revolution, wie es später die Schriftsprache, dann der Buchdruck, das Radio, Fernsehen und neuerdings das Internet wurde? Mit den jeweils dazu gehörenden tiefgreifenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen und Veränderungen?

War es nicht erst durch die Sprache möglich, fremden Menschen die eigenen Absichten und Vorstellungen mitzuteilen, nämlich allen Menschen, die nicht zur unmittelbaren Sippe gehörten, die nicht mit dieser Sippe umherwanderten und daher deren Geschichte, Tradition und Wertevorstellung nicht kannten und nicht kennen konnten, die man aber während der Wanderungen traf und eine Verständigung auch über bereits vergangene und gewünschte zukünftige Ereignisse darum notwendig geworden war? Und trugen diese Menschen der anderen Sippen nicht erst durch die Sprache, diese Geschichte, Tradition, Wertevorstellungen weiter, übernahmen vielleicht, was ihnen selbst nützte – eine Kettenreaktion wurde in Gang gesetzt, die natürlich wegen der langen Wege und der wenigen Menschen sehr lange dauerte? Und setzte sich dieser Prozess nicht durch die weitere Entwicklung der Informations-Übertragung immer weiter fort – es wurden immer mehr Menschen in immer weiter entfernten Räumen (örtlich und zeitlich) mit der eigenen Botschaft erreicht?

Denken wir nicht auch jetzt und heute noch in Bildern? Schauen wir uns – wenn wir Probleme lösen – nicht innere Filme an, spielen wir in diesen Filmen nicht die verschiedenen möglichen Varianten des Handelns und seiner Ergebnisse durch? Und versuchen wir nicht erst dann diese Filme mühsam in die grobe Sprache zu übersetzen, damit andere an unserem Film (unsere Vorstellung) teilhaben können, damit wir sie nicht nur teilen, sondern auch mit den anderen vergleichen und verbessern können?

Ist also Sprache unbedingt notwendig, um sich als Menschheit insgesamt weiter entwickeln zu können? Ist erst durch die Sprache, die Gedanken, Erleben aus der Vergangenheit und Vorstellungen über die Zukunft aus der engen Sippengemeinschaft hinausträgt, Innovation der Produktionsprozesse, des Wirtschaftens, der Gesellschaft insgesamt überhaupt erst möglich geworden?

Und ja, ich denke, erst durch die Sprache wurde die Lüge möglich – wenn dies auch nicht der Zweck der Sprachentwicklung war… Weil wir Menschen durch die Sprache das direkte Kommunizieren verlernten – und uns so vor dem anderen verschließen konnten – und meinten, das zu müssen? Vielleicht war dies aber auch ein schleichender Prozess. Da wir dem anderen gegenüber nicht mehr völlig offen sein können, misstrauen wir einerseits jedem und sind andererseits selbst in der Lage zu lügen und belogen zu werden.
Und natürlich lügen wir alle ständig. Oder wer sagt jemandem, von dem er weiß, dass er schwerkrank ist und dem er Gesundheit wünscht, Du siehst aber schlecht aus!? Lügen kann also durchaus heilend sein, solange wir (noch) nicht (wieder) in der Lage sind, heilende Kräfte direkt zu übertragen.

Bei Menschen, die sich sehr vertraut sind, kommt die Fähigkeit zur direkten Kommunikation wieder zum Vorschein bzw. hier ist sie nie verloren gegangen? Oft reicht bei solchen Menschen ein (oder gar kein) Wort, eine Geste, um auszudrücken, was gesagt werden soll, der andere hat sofort den vollen Film im Kopf – samt den dazu gehörenden Gefühlen. Innerhalb der Sippe funktioniert diese Kommunikation also immer noch!
Darum auch der unbedingte Drang und Versuch der Herrschenden Minderheit, die Menschen zu vereinzeln!?
Welche Kraft würde entfesselt, wenn die Gedanken und Gefühle, die in Worten ausgedrückten und im Innern bereits gesehenen Bilder von Milliarden Menschen gleichzeitig (durch das Internet) wirkmächtig werden, weil sie sich zusammenschließen und die selben Bilder, die selben Filme denken und fühlen: Frieden! zum Beispiel!

Rainer Maria Rilke empfand die in der Sprache ebenso vorhandene negative Kraft der Worte, als er dieses Gedicht schrieb:

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.

Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.

Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, beides – Sprache und direkte Kommunikation über die inneren Bilder und Gefühle – wieder zu verbinden, um uns als Menschheit weiter entwickeln zu können…



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